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Bericht im Spitex Magazin Februar/März2018

Pflegende Angehörige bringen die unterschiedlichsten Bedingungen mit

Wenn das Ende eines Menschen naht, kommt der Betreuung und Begleitung von pflegenden Angehörigen besondere Bedeutung zu. Ohne ihre Hilfe ist es praktisch unmöglich, dass eine Klientin oder ein Klient zu Hause sterben kann. Deshalb muss man Ihnen auch besonders Sorge tragen.

Pflegende Angehörige bringen die unterschiedlichsten Voraussetzungen in ein Pflege-Setting ein. Nicht alle sind gleich belastbar, manche sind beruflich sehr eingespannt, andere haben mehr freie Ressourcen: Spitex-Fachpersonen müssen diese Ressourcen erkennen und gezielt einsetzen, ohne dass es zu einer Überforderung kommt. In der Palliativ Pflege ist es zentral, die Erwartungen und Wünsche von pflegenden Angehörigen zu kennen: «Es geht zum Beispiel auch darum, das Thema Sterben frühzeitig anzusprechen und offen zu kommunizieren, was auf den Sterbenden und seine Angehörigen zukommt. Das macht man wenn möglich nicht im ersten Gespräch», erzählt Sandra Ackermann, Leiterin des regionalen Palliative Zentrum Spitex Fricktal AG. «Doch manchmal pressiert es.»

Vorausdenken für mehr Selbständigkeit

Damit es nicht plötzlich «pressiert», ist ein frühzeitiger Einstieg in ein Palliativ Pflegesetting und ein umfassender Betreuungsplan nötig. Dort drin steht, welche Fachpersonen rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Ausserdem werden die pflegenden Angehörigen instruiert, was sie unternehmen können, um Symptome wie zum Beispiel Atemnot, Schmerzen zu lindern. So können sie selbständig handeln. «Durch den Betreuungsplan können Spitaleinweisungen vermieden werden. Er gibt den pflegenden Angehörigen Sicherheit», erzählt Sandra Ackermann. Doch was tun, wenn pflegende Angehörige keine Hilfe annehmen wollen, obwohl sie durch die Krankheit des Partners in eine neue Rolle gedrängt werden? «Immer wieder von neuem Hilfe anbieten. Meist braucht es viel Vertrauen oder ein Schlüsselerlebnis, damit die Angehörigen erlauben, etwas abzugeben», erzählt Sandra Ackermann und fügt das Beispiel eines Ehemannes an, der seine Krebskranke Frau zu Hause pflegte. Der Haushalt überforderte ihn zunehmend, doch er wollte keine Hilfe annehmen. Der Hausarzt verschrieb der Ehefrau eine Medikationspumpe, dadurch erhielt die Spitex Zugang und durfte kurz darauf auch die Grundpflege leisten. «Viele Angehörige glauben, sie müssen alles alleine stemmen. Nachdem einmal die Hemmschwelle überwunden war, hat der Ehemann schnell gemerkt, wie wertvoll diese Entlastung ist.» Dank der Unterstützung durch die Spitex konnte die Frau zehn Tage später zu Hause sterben.

Verlust- und Existenzängste

Besonders belastend ist es, wenn neben Verlustängsten auch noch Existenzängste aufkommen, wenn etwa die hauptverdienende Person der Familie ausfällt: «Wir erfassen die Situation mit dem problem- und ressourcenbasierten SENS-Modell und holen zum Beispiel den Sozialdienst mit an Bord. Es gibt viele Entlastungsangebote in diesem Bereich, viele wissen aber nichts davon», erklärt Sandra Ackermann. Angehörige sind immer stark mitbetroffen und werden durch die Krankheit ihres Partners oder ihrer Partnerin in neue Rollen gedrängt: «Sie brauchen viel Unterstützung denn sie sind die Grundvoraussetzung, dass jemand zu Hause bleiben und sterben kann.»

Nadia Rambaldi

RA. Im Mai haben sieben Nonprofit Spitex Organisationen im Kanton Aargau unter der Führung des Spitex Verband Aargau den Bereich der spezialisierten Palliative Care von der Krebsliga Aargau übernommen. Die sieben Palliativzentren ergänzen das Angebot der regionalen Spitex-Organisationen. Das Tempo der Umsetzung war aussergewöhnlich hoch und dem grossen Engagement der sieben Basis-Organisationen zu verdanken», erzählt Daniela Mustone, Leiterin des FachstellePalliative Care beim Spitex Verband Aargau. Aus der Onko-Spitex der Krebsliga sind mit der Übernahme durch die Spitex sieben regionale Zentren (Fricktal, Brugg, Wettingen, Muri, Suhrental Plus, Region Lenzburg und Aare Nord) entstanden. Einige Mitarbeitende der Krebsliga arbeiten nun in diesen Zentren. Den Übergang der Mitarbeitenden hätte man besser planen sollen, um mehr Zeit für den Aufbau zu haben, meint Daniela Mustone. In den sieben Zentren arbeiten insgesamt 18 Palliativ-Fachpersonen. Sie betreuen im Kanton Aargau rund 450 Palliativ-Patienten.

Quelle: Spitex Magazin 1/2018